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Dicke Dornen, Schwammstädte und Gießschläuche

Die BOSler*innen lernen beim Projekt „Wasser sparen“ von Pflanzen für unsere Zukunft

Von der FOSBOS Weiden über die Wüste in die Stadtpolitik und zur Gartengestaltung und dann über Nebel- und Tropenwälder wieder zurück. Das war das Programm der B12SI am Montag, den 20.3.23, im Ökologisch-Botanischen Garten Bayreuth. Auf der kleinen Tour um die Welt galt es dann auch noch ständig die Rollen zu wechseln: Zunächst musste reflektiert werden, wie wir eigentlich den Klimawandel bereits konkret spüren im Alltag und dann ging es schon los mit dem Rollenwechsel. Die BOSlerinnen un BOSler wurden zunächst zu botanischen Klimaforschern, die in der Wüste des ersten Gewächshauses die Strategien der Pflanzen gegen Trockenheit erforschten.

Dabei ließen sich bei ganz verschiedenen Pflanzen eine oder gleich mehrere effektive Gegenmaßnahmen gegen Hitze und Wassermangel erkennen. Die Schüler*innen sahen fleischige Baumstämme und Blätter.

Sie entdeckten weiße, lichtabweisende Härchen oder Wachsschichten an den unmöglichsten Stellen, Pflanzen mit Saugschuppen statt Wurzeln, die die Feuchtigkeit aus vorbeiziehendem Nebeln saugen können, und Bäume, die wie eine Flasche im Inneren Wasser lagern.

Klar wurde schnell, dass es – wenn Wasser wirklich rar ist – nicht ausreicht, die Feuchtigkeit zunächst geschickt aufzunehmen und dann klug zu speichern … man muss sie auch verteidigen können, z.B. mit Stacheln gegen gierige Elefantenmäuler.

Die Vielgestaltigkeit der Natur in dieser kargen Landschaft stellte dann die Inspiration für den nächsten Schritt dar. Nun mussten die BOSlerinnen und BOSler zu Experten werden für Gießsysteme, klimawandeltaugliche Bepflanzung, für Städteplanung und dafür, dass das Essen auf dem Tisch auch in Puncto Wassersparen ethisch in Ordnung ist. Nur eine Stunde stand den gelegentlich leicht überfordert wirkenden Schülerinnen und Schüler zur Verfügung.

Sie meisterten diesen Job aber großartig, sichteten Berge von vielfältigstem und spannendem Material und bereiteten es flugs so auf, dass sie an ihren ansprechend zu gestaltenden Infoständen auch Gäste empfangen konnten. Beim nächsten Kuhglockenton war es an der Zeit, die Welt als kompetenter Vertreter eines Messestandes tiefgehend zu informieren über richtiges Gießen auf kleinen und großen Flächen, über Bäume und Sträucher, die dem Klimawandel trotzen können und gleichzeitig öffentliche Räume z.B. mit großen Blüten schmücken. Darüber dass der Wasserverbrauch von Lebensmittel nicht in jedem Fall schlecht ist, sondern dass es gilt genau hinzusehen, ob das Wasser vom Himmel oder aus der Leitung kommt.

Und darüber, dass auch chemische Stoffe in der Landwirtschaft in die Wasserbilanz einzurechnen sind und Städtebau in Klimazeiten ganz neu zu denken ist.
Wer kurz durchatmen und seine Pflicht als Repräsentant von Fachwissen am Stand an seine Kollegin/seinen Kollegen abgeben durfte, bekam gleich eine neue, diesmal individuelle Rolle: Das konnte eine besorgte Mutter sein, ein Betreiber eines Biergartens, ein Rektor einer Schule, eine Landrätin oder gar der Bundeskanzler selbst.

Aus diesen Perspektiven heraus ging es zu den Ständen der anderen, um herauszufinden, welche Infos für die drängenden Fragen der eigenen Rolle abgegriffen werden konnten.

Es war ein durchwegs gelungenes und abgerundetes Konzept, das die sechs Vertreter des Ökologisch-Botanischen Gartens den Schüler*innen der FOSBOS zu bieten hatten: An einem kurzweiligen Tag konnte nachgespürt werden, dass die zunehmende Wasserknappheit nicht nur ein Thema für Kakteen, Aloe Vera und Sukkulenten ist, sondern – leider – auch immer mehr für uns.

Und wie bei den Pflanzen können die Antworten für die Zukunft wohl kaum in der EINEN Strategie liegen, die alle Probleme löst.

Auch wir müssen wohl in vielen Bereichen angreifen:

Unsere Essgewohnheiten überdenken, unsere Wohnorte zu Schwammstädten umrüsten, unsere Gärten und öffentlichen Räume mit Klimakünstlern begrünen und im Garten und anderswo Wasser sparen.

Dabei hat sich an allen Ständen gezeigt: Wer Lösungen will, muss genau hinschauen … sei es bei den Bedingungen, unter denen Schokolade oder Hafermilch hergestellt wird, bei den Löchern in den Gießschläuchen, der Auswahl von Feldahorn für Pflanzprojekte oder den Wasserleitsystemne in den Städten, in denen Sportflächen auch Überschwemmungszonen sein können.

Gerade darin liegt der Charme dieses Projekts. Es zeigt, dass es die Liebe zum Detail braucht und ermuntert uns, nach Hause zu fahren und an vielen Stellen genauer hinzusehen und dann Verantwortung für Veränderungen zu übernehmen.

Dass die BOSler und BOSlerinnen die Fantasie für zukunftsweisende Ideen aufbringen können, zeigte sich am Ende des offiziellen Teils. Hier sammelten sie als Bildungsexpertinnen, Städtplaner undd vieles mehr noch einmal ganz praktische Ideen, die sich auch mit nach Hause nehmen lassen, von Zisternen, Regenwasserspülungen über neue kulinarische Gewohnheiten. Dass Pflanzen noch viel mehr zu bieten haben als „nur“ Ideen, die uns durch den Klimawandel helfen können, das durften die Schüler und Schülerinnen aus Weiden am Ende noch einmal erfahren, auf dem Weg durch die riesige Formen- und Artenvielfalt des Ökologisch-Botanischen Gartens:

Grelle Blüten, Pfefferbäume, Cola-Pflanzen, Lianen, Mangrovenpflanzen und vieles mehr.

Auf der Rückfahrt waren nicht nur die Gehirne mit Ideen, sondern auch die Sinne mit Eindrücken gefüllt. Was kann man von nur einem Tag mehr erwarten?

Text: Verena Bauer, Fotos: Wolfgang Richthammer/Verena Bauer.
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