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Sonderausgabe: Ein Tag im Walde

Auf der naturethischen und artenkundlichen Exkursion in den Wald zur Heiligen Staude mit Förster Wolfgang Winter am 24.3.2022 gab es für die gemischte Schülergruppe aus F12Sa, F12Sc und F12Gd viel zu entdecken: 9 g schwere Sing-Giganten, das Klo eines Dachses, orange-rote Symbionten, rotweinabweisende Holzflächen, ertastete Baum-Freunde und natürlich die „BIG FOUR DES WALDES“ – und das alles im strahlender Frühlingssonne. Wer mehr wissen will, muss hier weiterlesen…

Kurze Rast der Gruppe

Bereits auf dem Weg zum Ausflugsziel macht uns und den begleitenden Lehrkräften V. Bauer und W. Richthammer das Knacken und Ächzen kleiner Äste unter unseren Schuhen klar, wie besorgniserregend trocken der Boden, Gräser und Sträucher für diese Jahreszeit sind. Den ausgetrockneten Eluvialhorizont entlang schreitend, passierten wir außerdem diverse Baumarten, deren Besonderheiten wir sehen, die wir aber nicht benennen konnten. Dabei half dann aber der Referent, Förster Wolfgang Winter, eine Weidener Koryphäe im Bereich der Natur- und Artenkenntnis.

Startpunkt am Wald zur Heiligen Staude

Mit einem kleinen Späßlein brach W. Winter schnell das Eis im morgendlichen Taufrost und auch im weiteren Verlauf des Vormittages gab es viel zu schmunzeln. Die Sonne lachte uns an, während sich die erste Gruppe hellwach in den Wald begab.

Mistel - ein Parasit, dem man viel verzeiht

Ein zweiter Teil der aus F12Sa, F12Sc und F12Gd gemischten Truppe schärfte mit verschiedenen Naturerfahrungs- und Teambildungs-Übungen ihren Blick für die vielschichtigen Details, die uns sonst nur “irgendwie braun-grün” erscheinen. Später wurde getauscht.

„Was man sich vom heutigen Tag vor allem merken muss, sind die BIG FOUR des Waldes“, erklärte der Förster den Jungspunden zwischen den Bäumen:

Wälder

    1. sind Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Pilze
    2. erfüllen wichtige Umwelt-Funktionen: Wasser, Boden, Luft
    3. sind Erholungsraum für Menschen
    4. liefern den Rohstoff Holz.

Nicht jedes Holz ist dabei für jeden Zweck geeignet. Manche sind so feinporig, dass es nicht einmal ein umgekipptes Rotweinglas Spuren hinterlässt. Ahorn und Kiefer wachsen schneller als andere. Das Holz der Kirsche bringt dagegen einmalige Farbschattierungen in unsere Wohnung und ist deshalb so beliebt.

Aber es ist nicht die Aussicht auf die wirtschaftliche Verwertung des Holzes, die wir an diesem Tag im Wald genießend erleben, auch wenn die Vorstellung, dass einzelne gerade Stämme in ein paar Jahren 7.000 Euro oder mehr wert sein könnte, natürlich schon beeindruckt. Es ist die pure Kraft eines lebenden Ökosystems, die uns in den Bann zieht.

Der Wald erklärt

So kamen wir nach einem kurzen Weg, auf dem W. Winter Fragen beantwortete, zu einem Baum, der mich besonders interessierte. Es zog sich ein orangener Film über die der Sonne zugewandte Breitseite des pompösen Stammes. Ein royaler Baum wie mir schien, von einer Flechte bewachsen – wie Wolfgang Winter erklärte. Im Wald wachsen eben nicht einfach einzelne Pflanzen jeweils für sich im Boden. Manche wachsen auch auf anderen Pflanzen oder sind aus anderen Gründen als Einzelwesen gar nicht vorstellbar. Das gilt besonders für Flechten, denn sie sind symbiotische Lebensformen, Mischwesen aus Alge und Pilz und stehen somit symptomatisch für das, was im Wald auf Schritt und Tritt deutlich wird … dass man im Leben nicht für sich allein existiert, sondern alles vernetzt ist.

Im Netz des Lebens gab es dann noch Erstaunliches zu entdecken, wenn man – wie der Förster –  in der Lage ist, die Spuren zu lesen. Einige tief in den Boden gegrabene Löcher, die unser Interesse erweckten, stellten sich als Dachsbau heraus, obwohl das Gerippe eines Igelgebisses daneben auch auf einen Fuchs hindeuten könnte.

Der hier wohnende Dachs erwies sich dabei als erstaunlich zivilisiert – nach den Maßstäben unserer Gesellschaft – denn unweit seines Baues – aber fein säuberlich von seinen Wohnräumen distanziert, war eine Toilette angelegt … frisch benutzt mit weißen Schimmelansätzen.

Gegen Ende der Führung machten wir noch einen Exkurs in die Ornithologie und versuchten erlauschte Vogelgesänge zuzuordnen. Dabei muss eine große Breitenwirkung nicht von einem großen Körper ausgehen: Ein 9 Gramm Vogel kann bis zu 400 Meter weit trillern, ein Zaunkönig.

In trillernder Laune waren am Ende auch die Schüler*innen der FOSBOS, die dann neben den Vogelstimmen auch noch Gitarrenklängen von Joshua lauschen konnten.

Eine Exkursion die Lust auf mehr macht … mehr Natur, mehr Artenkenntnis, mehr Reflexion unseres Verhältnisses zur Natur, deren Teil wir sind … Angefangen haben wir damit schon auf dem 20minütigen Rückweg zur Schule.

(Joshua M. und V. Bauer)

Gute Laune
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